In den BNN vom 21. Februar 2002 als Leserbrief veröffentlicht unter dem Titel

Wohnen an Straßenbahnlinien unerträglich

Die Stadtflucht wird beschleunigt durch den Pkw- und vor allem durch den rapiden Anstieg des Straßenbahnverkehrs, wobei die Stadtplaner und Befürworter wesentlich dazu beitragen.

Immer mehr lärmbetroffene Bürger, selbst Hausbesitzer, welche es sich finanziell erlauben können, verlassen Karlsruhe, ziehen an die Stadtränder oder in die umliegenden Gemeinden. Selbstverständlich bevorzugen schon lange einige Stadtplaner und U-Strab-Befürworter in Ruhe zu wohnen im eigenen Haus mit Garten und Verweilzonen möglichst ohne Verkehr - das ist nur noch außerhalb möglich. Der Gemeinderat befürwortet auch, dass neue Märkte in der Innenstadt und nicht auf der grünen Wiese angesiedelt werden. Diese Befürworter sind auch von dem Lärmaufkommen der Lkw-Zulieferer nicht betroffen.

Diese daraus resultierenden Folgen sind deshalb so gravierend, weil vor allem wegen der zunehmend aus allen Richtungen kommenden Straßenbahnen ein damit einhergehender hoher Lärmpegel verbunden ist. Hierdurch wird das Wohnen an diesen Linien immer unerträglicher. Um die zum Teil schönen Häuser an den stark frequentierten Straßenbahnlinien vor dem Verfall zu retten, hoffe ich, dass auch in Zukunft dort Wohnungen angemietet werden.

Nachweislich verkehrt zum Beispiel in der Kaiserallee alle 15 Sekunden von Ost nach West und umgekehrt eine Straßenbahn, was sicherlich nicht zur Wertsteigerung, eher zur Wertminderung der Wohnlage beiträgt. Ich frage mich wie viele andere Bürger: Denkt man überhaupt noch an die Karlsruher Bewohner?

Offensichtlich sind die Fahrgastzahlen, Konsumierungen und die Gewerbesteuer viel wichtiger. Tatsache ist, dass in der Kaiserstraße eine U-Strab unter Beibehaltung der oberirdischen Straßenbahnlinien geplant ist. Insofern bedeutet dies keine Verkehrsberuhigung, sondern noch mehr Bahnen zur Innenstadt. Oberbürgermeister Fenrich betonte in der Stadthalle am 4. Dezember 2001: "Meinerseits ist es ein Wunschdenken, dass alle Straßenbahnen in der Kaiserstraße einmal unter der Erde verschwinden." (Sicherlich bleibt es Wunschdenken.)

Lobenswert ist bestimmt nicht, dass sämtliche Bahnen die Innenstadt anfahren müssen. Besser wäre, Umsteigestationen einzurichten und über einen Ringverkehr, Tangenten sowie oberirdische Linienentzerrungen nachzudenken.

Letztlich fällt mir noch ein, wie einmal unser OB auf einer Versammlung überzeugend lautstark betonte, wir müssten gegen die Stadtflucht etwas tun. Bislang blieb es bei den Worten. Ich bitte Verwaltung und Gemeinderat darum, sich von der Profitgier abzuwenden, keine weiteren Bausünden zuzulassen und tatsächlich zum Wohl der Karlsruher zu handeln.

Anni Printz
Kaiserallee 17a