Als Lösung steht die Kriegsstraße im Raum


Karlsruhe, den 8. Mai 2002

Herrn
Dieter  LUDWIG
Generaldirektor des
KVV Verkehrsverbundes
Tullastraße 71
76131 Karlsruhe

Sehr geehrter Ludwig,

Erfreut lese ich in der BNN vom letzten Samstag Ihren Ausspruch, wonach Sie eine oberirdische Streckenführung bei vertretbaren Kosten und einem wenigstens überschaubaren Verlust bei den Fahrgästen befürworten würden, wenn es sie denn gäbe.

Als Lösung steht die Kriegsstraße im Raum und wird auch von der überwiegenden Mehrheit der Arbeitsgruppen befürwortet. Bei der Kostenbetrachtung muß man doch zunächst die Frage der Zuschußfähigkeit heraus lassen, wenn man eine sinnvolle Lösung anstrebt. Wie wollen Sie glaubhaft erklären, daß ein Kaiserstraßentunnel nicht die teuerste Lösung ist?

Ein Autotunnel in der Kriegsstraße müßte nur die bereits bestehenden Unterführungen ergänzen, ist technisch unproblematisch und damit wesentlich billiger.

Nehmen Sie die 15% Selbstbeteiligung, mit der Sie bei dem Kaiserstraßentunnel wohl rechnen, dann dürfte das bereits einen wesentlichen Teil der Kosten einer kleinen nicht ausschweifenden Kriegsstraßenlösung decken.

Und die Innenstadt erreicht man straßenbahnmäßig am Markt- und am Europaplatz. Bei einem Tunnel würde die Haltestelle Herrenstraße" ohnehin entfallen.

Ich füge meinen Vorschlag einer oberirdischen Straßenbahn- und S-Bahnführung bei. der von Frau Schäfer in ihren kontinuierlichen Bemühungen zu einer Tunnellösung zu kommen, offenbar bis zur Unkenntlichkeit wegmoderiert worden ist, bei.

Kern der Überlegung ist, daß man schon jetzt und zwar kurzfristig eine Entlastung der Kaiserstraße darstellen kann, wenn man denn will. Von den Straßenbahnen bräuchte nur noch eine Linie über die Herrenstraße zu fahren. Die anderen Linien erreichen die Innenstadt, wie heute auch, entweder am Markt- und/oder am Europaplatz.

Eine Linie 6 ist nach gegenwärtigem Stand entbehrlich. Sie könnte später das Netz ergänzen, wenn man sie von der Waldstadt - Theodor Heuss Allee - Wildparkstadion - Durlacher Tor - Marktplatz - Ettlinger Tor - Tivoli - Hauptbahnhof - Ebertstraße - Brauer Straße - Pulverhausstraße nach Grünwinkel führt.

Die S-Bahnen können aus der Kaiserstraße ganz herausgenommen werden und ebenfalls am Markt- und Europaplatz abgeleitet und über die Kriegsstraße vom Ettlinger Tor zum Karlstor geführt werden. Gleich wie bei dem vorgeschlagenen Straßenbahnnetz kann nicht glaubwürdig behauptet werden, daß damit ein Fahrgastverlust eintreten würde, was bei einem Kaiserstraßentunnel wohl zu befürchten ist, da viele es meiden werden,, durch eine solche Röhre fahren zu müssen.

Außer daß bei den Bahnen und den Haltestellen die Linienführung umdeklariert und die automatische Weichenstellung der Linien angepaßt werden muß, entstehen kaum zusätzliche Kosten. Wenn man von den im Bau befindlichen Abschnitten absieht, könnte eine Umsetzung bereits zum nächsten und übernächsten Fahrplanwechsel erfolgen. Mindestens zwei von den drei infrage kommenden S-Bahnlinien (S1/11, S2 und S5) könnte man vorübergehend über die Mathystraße am Konzerthaus vorbei führen.

Der Kaiserstraße würde statt einer weiteren Verzögerung und statt einer auf zehn Jahre angesetzten Bauzeit mit all ihren einschränkenden Facetten schon jetzt eine entschlauchte Eentlastung beschieden werden.

"Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg" sehr geehrter Herr Ludwig. Ruinieren Sie doch nicht mit einem sinnwidrigen von der Bevölkerung bereits einmal abgelehnten Tunnel Ihren vorzüglichen Ruf als Straßenbahnpionier.

Mit freundlichen Grüßen,

Hartmut Kohlhoff                 
Bärenweg 24                      
76149 Karlsruhe