In den BNN vom 23.5.2002 in einer gekürzten Fassung erschienen unter dem Titel
Leserbrief
zum Thema
„Eingriff
des OB ins Bürgerbeteiligungsverfahren City2015“
(zum
Artikel in den BNN vom 17.5.2002, Seite 13)
Ende des Versteckspiels
Das
"einmalige" Bürgerbeteiligungsverfahren (wohl in dem Sinn gemeint,
dass es in Karlsruhe während der Amtszeit des gegenwärtigen OB kein zweites
geben wird) "City2015" hat trotz hohen Aufwandes an Zeit und Geld
nicht zu dem voninteressierten Kreisen im Rathaus gewünschten Ergebnis einer
breiten Zustimmung zu einer Untertunnelung der Kaiserstrasse geführt.
In den
Bürger- und in den Facharbeitskreisen wurde eine überwältigende Ablehnung des
U-Strab-Vorhabens festgestellt; eine deutliche Mehrheit hat sich für eine
Verbesserung der innerstädtischen Verkehrssituation durch andere Maßnahmen
ausgesprochen und konkrete Vorschläge erarbeitet:
z.B. in
der Kriegsstrasse durch einen tiefgelegten Tunnel für den motorisierten
Individual-Verkehr (MIV) und durch Schaffung einer darüberliegenden ebenerdigen
Straßenbahn-Trasse, um einerseits für Mendelsohn-Zentrum, ECE, Staatstheater,
usw. eine zufriedenstellende ÖPNV-Leistung anzubieten und andererseits die
Trennwirkung des Kriegsstrassengrabens zu mindern. Eine solche Maßnahme
erlaubte die Herausnahme einiger Bahnlinien aus der Kaiserstrasse, ohne den
Karlsruhern und den Auswärtigen die gewünschte oberirdische Straßenbahn in
diesem Bereich völlig zu rauben; zugleich würde die wichtige Ausweitung des
Innenstadtbereiches in südliche Richtung gefördert.
Im
Kontrast dazu ist festzustellen, dass die vom Gemeinderat angeblich mit einer
„ergebnis-offenen“ Durchführung des Verfahrens beauftragte Stuttgarter KE/LEG
ihre Maske nun vollends fallengelassen hat und jetzt ungeniert die Rolle der
„U-Strab-Verkäuferin“ spielt. Weshalb?
"Wess´
Brot ich ess', dess´ Lied ich sing."
Derselbe
OB, der vor ungefähr einem Vierteljahr öffentlich erklärte:
"Wenn
das Bürgerbeteiligungsverfahren keine U-Strab ergibt,
wird ein Bürgerentscheid überflüssig."
musste
aufs Neue die Erfahrung machen, dass in einem direkt-demokratischen Verfahren
sein Traum von einer milliardenverschlingenden U-Strab an dem Urteilsvermögen
und Realitätssinn der Karlsruher wie eine Seifenblase zerplatzt. Die Farce noch
länger weiterzuführen, hieße für ihn, wertvolle KE/LEG-Zeit für Propaganda
ungenutzt zu lassen. Schon bei dem 1996 erfreulicherweise fehlgeschlagenen
Versuch, den Karlsruhern eine ungewollte U-Strab unterzujubeln, wurde dem
damals dafür zuständigen Dezernenten Fenrich vorgeworfen, seine Kampagne zu
spät begonnen zu haben.
„Noch
ein paar Wochen mehr und wir hätten die Leute überzeugt gekriegt!“
Spätestens
seit dem Kongress-Hotel-Coup dürfte den Karlsruhern klar geworden sein, dass
Politiker-Versprechen oft keinen Pfifferling wert sind. Eine Folge davon ist in
Form eines Mahnmales am Festplatz zu besichtigen.
Nur
sehr Naive würden sehr überrascht sein, wenn nach dem jetzt anbefohlenen,
faktischen Abbruch des Bürgerbeteilungsverfahrens durch den OB auch sein Versprechen eines Bürgerentscheides im
September 2002 einer trotzigen "Neu-Interpretation" zugänglich
gemacht würde: der Gemeinderat entschiede dann wieder einmal per
Vorratsbeschluß allein – über die Köpfe der Bürger, ihre Interessen und ihren
Willen hinweg.
„Und
seid Ihr nicht willig, so brauch´ ich Gewalt!“
Die
bisher in der Stadtzeitung veröffentlichten Anzeigen der KE/LEG lassen bereits
deutlich erkennen, was die Karlsruher bis zum (eventuellen ?) Bürgerentscheid
im September von der Stadtverwaltung mittels KE/LEG zu erwarten haben: nichts
Anderes als einseitige und unvollständige „Information“, für die eine fiktive
„Karla“ herhalten muß – wahrscheinlich, weil sich kein wirklicher Mensch findet,
der seinen Namen unter Derartiges zu setzen bereit wäre.
Die
schon mehrfach angemahnte Offenlegung sämtlicher Planungen und Kalkulationen
zum Vergleich der ober- und unterirdischen Alternativen z.B. steht noch immer
aus.
„Was
der Bürger nicht weiss, macht den Bürger nicht heiss.“
Diejenigen,
die schon Ende letzten Jahres erkannt und darauf hingewiesen hatten, dass das
„City-2015“-Projekt nichts Anderes als eine Mogel-Verpackung zum Transport der
Tunnel-Träume einer einflussreichen Minderheit darstellt, finden sich
bestätigt.
Vom
Gemeinderat ist leider nicht viel Positives zu erwarten:
„Augen
(und Ohren) zu und durch!“
Auch im
Jahr 2002 werden es die Karlsruher selbst übernehmen müssen, den
wirtschaftlichen und finanziellen Niedergang Karlsruhes und zahlreicher
Karlsruher Unternehmen samt deren Arbeitnehmern und die vermeidbare, dauerhafte
Zusatz-Kosten-Belastung der (öffentlichen sowie privaten) Haushalte zu
verhindern, indem sie gemeinsam und entschlossen eintreten für die
aufgezeigten, machbaren, für eine Stadt wie Karlsruhe angemessenen,
entwicklungsfähigen und damit insgesamt attraktiveren Alternativen zu den
U-Strab-Tagträumereien des OB und seines blind-gehorsamen Gefolges und anderer
Mitläufer.
Vielleicht
werden dann endlich die Stadtoberen, die durch ihre 6-jährige Untätigkeit in
Sachen Verbesserung der Verkehrssituation in Karlsruhe die gegenwärtige
Situation zu verantworten haben, ihre Hausaufgaben machen und den BürgerInnen
und Bürgern von Karlsruhe und Umgebung eine vernünftige Problemlösung anbieten
und verwirklichen.
Karlsruhe,
den 17. Mai 2002
F.H.Eschbach
Jasminweg 13
76149 Karlsruhe