In den BNN vom 1.8.2002 in leicht gekürzter Form veröffentlicht als Leserbrief

Mehrere gute Argumente gegen eine U-Strab

Leserbrief zum Thema "Schöne neue U-Strab-Welt" und Replik zum Kommentar "Ein schöner Plan" von Achim Winkel in "Der Sonntag" vom 28.7.2002, Seite 2.

Ein schöner Plan?

Ein vernunftbegabter Mensch kann selbständig zu der Erkenntnis gelangen, dass es unbequemer, zeitraubender und gefährlicher ist, unterirdische Haltestellen benutzen zu müssen als oberirdische, bei denen es i.d.R. sehr einfach ist, eine Tram zu betreten oder zu verlassen. Das gilt umso mehr, wenn jemand Einkaufstüten schleppt, einen Kinderwagen mit sich führt, auf einen Rollstuhl angewiesen ist oder aus irgendwelchen Gründen nicht (mehr) sehr mobil ist.

Ein vorausschauender Mensch kann sich vorstellen, dass er längere Fußwege zu gehen gezwungen wird und er dadurch mehr Zeit zum Erreichen seines Zieles benötigt und es für ihn mühseliger ist, wenn die Haltestellen bei einer U-Strab horizontal weiter auseinanderliegen und auch noch vertikal zusätzliche Strecken zurückzulegen sind.

Ein lebenserfahrener Mensch kann wissen, dass es bei unterirdischem Verkehr Unfälle geben kann und dass diese zu umso schwereren Verletzungen führen werden, als dort die Fahrgeschwindigkeiten der Bahnen höher und damit die Bremswege länger werden, das alles bei ungünstigeren Sichtverhältnissen und schlechteren Bergungs- und Abtransportbedingungen.

Ein rechenbegabter Mensch kann nachvollziehen, dass ein chronisch-defizitär wirtschaftender Betrieb wie die VBK den Zusatzaufwand von mindestens 80 Millionen Euro an Investitionskosten, 2 Millionen Euro an jährlichen Betriebsmehrkosten für die U-Strab-Haltestellen entweder durch Fahrpreiserhöhungen ausgleichen, die KVVH durch unzulässige Quersubventionierungen mittels überhöhter Strom- und Gaspreise ausgleichen oder die Stadtkämmerei durch Zuschüsse zu bezahlen haben wird, wodurch diese Mittel für andere, dringende Maßnahmen wie z.B. die Instandhaltung von Straßen und Wegen, Kanalisation, Schulen und Kindergärten nicht mehr zur Verfügung stehen, ganz zu schweigen von den ca. 60 Millionen Euro für Planungskosten, für die keine Zuschüsse von Bund und Land zu erwarten sind.

Wer solche und andere Fakten ignoriert, macht nicht andere, sondern sich selbst lächerlich und kann fürderhin nicht ernst genommen werden.

Wer - wider besseres Wissen - durch absurde Behauptungen mittels eines Massenmediums Andere vom Gegenteil zu überzeugen versucht, macht sich durch seine Mitwirkung am unschönen Plan einer Täuschung schuldig.

Einen Winkel-Redakteur dieser Art gibt es allerdings, wie wir nun alle seit dem Sonntag, den 28.7.2002 wissen.


Karlsruhe, den 28.7.2002

F.H.Eschbach
Jasminweg 13