Leserbrief vom 30.8.2002, in den BNN vom 7.9.2002 als veröffentlicht unter dem Titel

Fällt das viele Geld für "City 2015" vom Himmel?

"U-Strab" über alles! Denn 85 Prozent der Kosten kommen ja aus Fördermitteln! Wer zahlt? Der "liebe Gott" oder vielleicht doch der Steuerbürger? 1996 hätte das Fördergeld abrufbereit bereitgelegen. Fördergeld kann erst auf einen Antrag beantragt werden. Dieser kann erst gestellt werden, wenn ein geprüftes und beschlossenes Projekt vorliegt. Das war 1996 nicht der Fall. Gegenteilige Behauptungen der Stadt sind eine Verdummung der Bevölkerung.

Der Förderantrag danach für nur die Kriegsstrasse hat doch wohl deshalb nicht den not-wendigen Bewertungsfaktor erreicht, weil nur eine Strassenbahnlinie für die Kriegsstrasse vorgesehen war. Eine bewusst provozierte Ablehnung? Obwohl der auf 400 Millionen Euro veranschlagte Kaiserstrassentunnel höchst umstritten ist, beharrt die Stadt in einzigartiger Sturheit auf seiner Vorrangigkeit. "Leider" sind die Planungen für die Kaiserstrasse weiter vorangeschritten. Wirklich? Wenn ja, warum?

Die Kriegsstrasse als Umgehungsstrecke für die Tunnelbauzeit? Keine Diskussion! Hat sich vielleicht das ECE-Center ausbedungen, fünf Jahre nach Eröffnung keine Strassenbau-stellen vor der Tür zu haben? Die Antworten der Stadt eiern zwischen einem gequälten "Nein" und einem schweigenden "Ja"!

Wie ist der hohe Werbeaufwand der Stadt zu verstehen? Erst 500 000 Euro an eine landeseigene Gesellschaft, um die 450 Teilnehmer in 18 Arbeitsgruppen tunnelreif zu schießen. Als dann 17 davon, also 90 Prozent, für eine reine oberirdische Lösung plädierten, erlaubte es sich Herr Fenrich, diese Ergebnisse einfach vom Tisch zu wischen und zauberte im zweiten Anlauf seinen Kombiplan aus dem Hut mit der erklärten Prämisse "Tunnel first"!

Und was tut die Stadt weiter? Sie mobilisiert für weitere 400 000 Euro Schulden eine in ihrem Übermaß widerliche Werbekampagne. Der Werbeaspekt wird inzwischen nicht mehr geleugnet. Den finanzieren ja die Verkehrsbetriebe mit. Deren Defizite bezahlt aber die Stadt, also wieder der Steuerbürger. Oder fällt auch hier das Geld einfach vom Himmel?

Hartmut Kohlhoff
Bärenweg 24