Leserbrief vom 11. 11. 2003 zum BNN-Artikel "Grüne wollen gesamte Südtangente als B10"

Kombilösung immer unglaubwürdiger

Dem Bürgerverein Altstadt wurde humanerer Autoverkehr versprochen

Um vor einem halben Jahrhundert den Umbau der Kriegs- und Kapellenstrasse zu einer Art Stadtautobahn finanziert zu bekommen, musste analog zur neuen Funktion auch das Prädikat Bundesstrasse (B10) von der Kaiserstrasse auf beide übertragen werden. Ihre Wirkung als trennende Schneise ist offenkundig: Die Randbebauung ist im Grunde unbewohnbar, die städtebauliche und soziale Bindung zwischen Hüben und Drüben zerstört. Als die Kriegsstrasse dem Verkehr nicht mehr gewachsen war, wurde die Südtangente gebaut. Diese ist heute der Funktion nach die grosse Ost-West-Trasse: als Kreisstrasse ausgewiesen, obwohl ihr als Leistungsträger von überregionaler Bedeutung schon lange das Prädikat Bundesstrasse zusteht. Kapellen- und Kriegsstrasse könnten zum Segen der Innenstadt zurück gebaut werden.

Der Bürgerverein Altstadt (BVA) setzt sich seit 1985 für eine humane Verkehrsführung in Kapellen- und Kriegsstrasse ein. Hauptthema bei den vielen Kontakten mit städtischen Ämtern und Fraktionen war im Rahmen einer allgemeinen Rehabilitation der Innenstadt die Forderung nach gefahrlosem Zugang zur Schillerschule und zum "Alten Friedhof" als nächstgelegenem Erholungsgebiet. Dafür muss die Kapellenstrasse Tempo-30-Zone werden. In den 90er Jahren zeigte die Stadt dafür noch Verständnis. Die für die Stadtreparatur notwendige Verkehrsverringerung ist durch einen Kriegsstrassen-Autotunnel zu erreichen; vorausgesetzt, dass Ostring nebst Kriegsstrasse-Ost gebaut sind. Das ist inzwischen geschehen. Übrigens sind zwischen der Reinhold-Frank-Strasse und dem Rüppurrer Tor alle Kabel und Rohre so tief verlegt worden, dass die Fahrbahnen dort leicht ganz abgesenkt werden können. Der Weg zur Innenstadtbelebung wäre also frei:

Was davon hat die Stadt bislang gemacht?

Mit jedem Planungsschritt macht sie deutlicher: Der Autotunnel und die U-Strab werden von einander unabhängig projektiert, als "Kombi"-Lösung damit immer unglaubwürdiger. Insofern nur eines der Projekte möglich ist, ist die Kriegsstrasse mit den grösseren Wohlfahrtswirkungen zu fördern.

Die Finanznot legt offen: die Bürgermeister gefielen sich in Prestigeprojekten: Sie bauten Städte, deren Kosten die Bürger nicht mehr tragen können. Die Stadt ist Pleite, die Kombi-Lösung also unverantwortbar.

Die Bürger hoffen auf Vernunft, den Umbau der Kriegsstrasse - zuerst!


Bürgerverein Altstadt Karlsruhe e.V.
Knut Jacob
Vorsitzender